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Gesunder Darm, gesundes Hirn: Die Verbindung zwischen Darmflora und mentaler Gesundheit

Die eine Richtung, jene vom Gehirn zum Darm, ist schon ganz gut erforscht und hat zu validen Erkenntnissen geführt – wie zu jener, dass chronischer Stress den Mikrokosmos Darm stark beeinträchtigen und zu diversen Erkrankungen führen kann.

Unsplash © Milad Fakurian

Die eine Richtung, jene vom Gehirn zum Darm, ist schon ganz gut erforscht und hat zu validen Erkenntnissen geführt – wie zu jener, dass chronischer Stress den Mikrokosmos Darm stark beeinträchtigen und zu diversen Erkrankungen führen kann. Weniger gut entschlüsselt ist die „Gegenfahrbahn“. Aber vieles deutet darauf hin, dass sich eine gestörte Darmflora auch stark auf die mentale Gesundheit auswirkt.

Das menschliche Verdauungssystem kann nämlich viel mehr als Nahrung verarbeiten, und das ist auch kein Wunder, wenn man sich die Zusammensetzung dieses „Super-Organs“ näher ansieht. Mit mehr als 100 Millionen Nervenzellen ist das „enterische Nervensystem“ im Darm das größte außerhalb des Gehirns und verfügt über vier- bis fünfmal so viele Neuronen wie das Rückenmark. Billionen von Bakterien erfüllen in diesem eigenen kleinen Körperuniversum lebenswichtige und für die Gesundheit unerlässliche Aufgaben – sie regulieren das Immunsystem, stellen Vitamine und Botenstoffe her und wandeln unverdauliche Kohlehydrate in kurzkettige Fettsäuren um, die den ph-Wert im Dickdarm niedrig halten und damit Krankheitserreger abwehren.

Dieses empfindliche Ökosystem im Körper funktioniert nur dann reibungslos, wenn die Zusammensetzung der verschiedenen Bakterienarten stimmt. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle – von der genetischen Veranlagung bis hin zu Ernährung und Lebensstil. Forscher:innen der Ohio State University fanden 2015 heraus, dass schon das Temperament von Babys in Zusammenhang mit Anzahl und Vielfalt der Darmbakterien steht. Je größer die Vielfalt der Bakterien war, desto ruhiger und friedlicher waren die untersuchten Säuglinge.

Gestörte Darmflora schlägt sich auf die Psyche

Diese Studie aus den USA, für die 77 Säuglinge getestet wurden, ist ein starkes Indiz dafür, dass der Kommunikationskanal der Darm-Hirn-Achse in beide Richtungen stark wirkt, dass also das „Bauchhirn“ sehr wohl auch beeinflussen kann, was im eigentlichen Gehirn vorgeht. Die Mikroorganismen im Darm können offenbar Substanzen produzieren, die sich auf Stimmung, Stressempfinden und kognitive Funktionen auswirken, wobei die genauen Mechanismen in diesem komplexen System noch nicht letztgültig erforscht sind.

Frühere Studien haben jedenfalls ergeben, dass Patient:innen, die an Depressionen oder Angststörungen leiden, überdurchschnittlich häufig auch Darm- und Verdauungsprobleme haben. Bei Morbus-Crohn-Patient:innen wiederum wurden psychische Begleiterscheinungen wie chronische Erschöpfung (Fatigue) oder seelische Beschwerden festgestellt. Auch bei Autismus, ADHS und Schizophrenie gibt es Hinweise auf eine mögliche Beteiligung des Darm-Mikrobioms. In vielem ähnelt hier die Forschung aber einem Indizienprozess, in dem schlüssige Hinweise existieren, der aber den unumstößlichen Beweis noch schuldig bleibt. Denn auch wenn zum Beispiel nachgewiesen wurde, dass sich bereits das Mikrobiom von Kindern, die auf natürlichem Weg geboren werden, von dem jener Neuankömmlinge unterscheidet, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, löst das die neuronalen, hormonellen und immunologischen Signalwege auf der Darm-Hirn-Achse nicht auf eine Weise auf, die keine Fragen mehr offenlässt.

Kurz gesagt: Dass es Wechselwirkungen zwischen Darm und Hirn von der Art der Geburt bis hin zur Demenz, salopp formuliert also von der Wiege bis zur Bahre gibt, ist solid erforscht. Was aber jeweils Ursache und was Folge ist, bleibt bisher in vielen Punkten ungeklärt.

Gesunde Lebensweise hilft dem „Super-Organ“

Bei der Zusammensetzung des Mikrobioms gibt es unbeeinflussbare Faktoren wie die Art der Geburt, Geschlecht und Alter sowie genetische Disposition. Aber es gibt auch beeinflussbare wie Ernährung, Rauchen, Alkohol und Gewicht, und da kann sich jede:r selbst Gutes tun.

Forscher:innen der Universität Jena setzten für eine Studie mit unter Depressionen leidenden Testpersonen Probiotika ein, die zum Beispiel in Naturjoghurt oder Sauerkraut enthalten sind. Bei der Probiotika-Gruppe reduzierten sich die Depressionssymptome gegenüber der Placebo-Gruppe – allerdings nicht nachhaltig, weil der Testzeitraum möglicherweise zu kurz war. In dieser Gruppe stieg auch der BDNF-Spiegel an. Das ist, grob vereinfacht erklärt, ein Wachstumshormon, das unter anderem das Nervensystem schützt und dessen Spiegel bei Depressionskrankheiten oder chronischer Stressbelastung sinkt.

Was daraus an Erkenntnis zu gewinnen ist: Eine gesunde, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung, Verzicht auf Nikotin, wenig Alkohol und kein Übergewicht auf der Waage sind gewiss nicht verkehrt, wenn man seinem „Super-Organ“ Darm Gutes tun will.

Zusammenfassung:

Die Erforschung der Darm-Hirn-Achse verspricht eines der interessantesten wissenschaftlichen Projekte zu werden, sie steht aber trotz einiger vielversprechender Ergebnisse erst am Anfang. Vieles deutet dennoch darauf hin, dass Störungen im Darm-Mikrobiom Auswirkungen auf das Gehirn haben – von Autismus über ADHS bis hin zu Depressionen und Demenz scheint es da Verbindungen zu geben. Etliche Studien lassen hoffen, dass sich neue Ansätze in der Prävention und möglicherweise auch in der Behandlung psychischer Erkrankungen ergeben könnten, wenn dieser hochkomplexe Kommunikationskanal zwischen Darm und Gehirn nachhaltig entschlüsselt werden kann.

Quellen:

Die Verbindung zwischen Mikrobiom und mentaler Gesundheit sowie der mögliche Einsatz von Probiotika, Burgerstein Foundation, Micronutrients for Health, 26. September 2024. Empfindliches Ökosystem – unser Mikrobiom, Universitätsklinikum Jena. Toddler temperament could be influenced by different types of gut bacteria, Science Daily, Mai 2015. Wie die Darmflora die Psyche beeinflusst, Studie von Universitätsmedizin Mannheim und European Molecular Biology Laboratory Heidelberg, Oktober 2022. Gute Bakterien gegen Depressionen, Universität Basel, 9. Juni 2022.

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