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Stress und Verdauung: Die Auswirkungen von Stress auf den Darm

In der schnelllebigen und hektischen Hochleistungsgesellschaft hat der Begriff „Stress“ einen Bedeutungswandel erfahren. Ihn zu haben, gilt oft als Zeichen besonderer Leistungsbereitschaft, ihn auszuhalten, wird nicht selten als Indiz für besondere Robustheit fehlinterpretiert. Dabei schlägt sich chronischer Stress nicht nur auf die Psyche, er löst auch körperliche Beschwerden aus. Sehr oft im Verdauungstrakt, und das ist kein Zufall.

Unsplash © Nik Shuliahin

In der schnelllebigen und hektischen Hochleistungsgesellschaft hat der Begriff „Stress“ einen Bedeutungswandel erfahren. Ihn zu haben, gilt oft als Zeichen besonderer Leistungsbereitschaft, ihn auszuhalten, wird nicht selten als Indiz für besondere Robustheit fehlinterpretiert. Dabei schlägt sich chronischer Stress nicht nur auf die Psyche, er löst auch körperliche Beschwerden aus. Sehr oft im Verdauungstrakt, und das ist kein Zufall.

Die enge Verbindung zwischen Gehirn und Darm, der nicht ganz zu Unrecht als „Bauchhirn“ bezeichnet wird, macht den Verdauungstrakt besonders anfällig für die Auswirkungen von anhaltender Stressbelastung. Mittlerweile haben Forscher einen neuronalen Schaltkreis entdeckt, der das Gehirn, konkret die Amygdala, über den Vagus-Nerv mit den sogenannten Brunner-Drüsen im oberen Abschnitt des Dünndarms verbindet. Diese Drüsen produzieren, grob gesagt, jenen Schleim, der die Darmwände auskleidet und in dem die nützlichen Darmbakterien wachsen.

Bei Versuchen mit Mäusen haben Wissenschaftler diese Drüsen entfernt. Das hatte zur Folge, dass die Versuchstiere weniger Laktobazillen im Darm hatten, häufiger an Darminfektionen starben und anfällig für systemische Entzündungen wurden. Was nun aber besonders interessant ist: Wurden die Mäuse chronischem Stress ausgesetzt, hatte das dieselben Folgen wie die chirurgische Entfernung der Brunner-Drüsen.

Die Hirn-Darm-Verbindung ist keine Einbahnstraße

Auch das menschliche Verdauungssystem reagiert hochsensibel auf Stressbelastungen. Bei akutem Stress wird die Verdauung kurzfristig gehemmt, weil die Amygdala Alarm auslöst und der Körper alle Ressourcen für eine „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion bündelt. Redewendungen wie „Das liegt mir im Magen“ oder „Diese Entscheidung treffe ich mit Bauchweh“ entspringen dieser Hirn-Darm-Verbindung, weil sie Stress körperlich spürbar machen. Das kann sich situationsbedingt auch rasch wieder auflösen, aber chronischer Stress kann zu ernsten Auswirkungen im Verdauungstrakt führen:

Er verringert die Anzahl nützlicher Bakterien im Darm und beeinträchtig so das Immunsystem.

Er kann zu erhöhter Magensäureproduktion führen.

Er verlangsamt die Magen-Darm-Bewegung.

Er führt zu verstärkter Darmdurchlässigkeit („Leaky Gut“).

Er führt zu erhöhter Schmerzempfindlichkeit im Darm.

All diese Veränderungen können Beschwerden wie Sodbrennen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall auslösen. Auch die Entstehung des Reizdarmsyndroms und von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen kann Dauerstress zur Ursache haben. Darüber hinaus ist die Verbindung zwischen Gehirn und Darm keine Einbahnstraße, weil die Kommunikation über den Vagus-Nerv und Botenstoffe in beide Richtungen funktioniert. Das erklärt, warum Darmprobleme auch die Stimmung beeinflussen und im schlimmsten Fall sogar psychische Erkrankungen wie Depressionen mitverursachen können.

Strategien für das Stressmanagement

Um die negativen Auswirkungen von Stress auf die Verdauung zu reduzieren, hilft es wenig, an symptomatischen Kleinbaustellen herumzupfuschen. Für effektives Stressmanagement ist ein ganzheitlicher Ansatz gefragt, der dem hochkomplexen Auslöser-Netzwerk im Körper entspricht:

Ernährung als Basis: Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse unterstützt eine gesunde Darmflora. Regelmäßige Mahlzeiten, in Ruhe eingenommen, fördern zudem eine gute Verdauung.

Bewegung als Ausgleich: Es muss nicht gleich das Training für einen Triathlon sein. Schon regelmäßige moderate Bewegung wie Spaziergänge oder Yoga kann Stress abbauen helfen und die Darmgesundheit fördern.

Entspannung als Instrument: Achtsamkeitsübungen, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training sind geeignete Instrumente, um den Stresspegel zu senken. Der positive Effekt dieser Techniken bei stressbedingten Verdauungsstörungen wurde in Studien nachgewiesen.

Schlaf als Regeneration: Eine stressbedingt gestörte Schlaf-Wach-Rhythmik wirkt sich negativ auf die Darmgesundheit aus. Guter Schlaf ist demnach entscheidend für Stressabbau und notwendige Regeneration.

Sozialkontakte als Puffer: Das sprichwörtliche „für die Arbeit leben“ und die stressbedingte Vernachlässigung von Familie und Freunden kennen wohl viele. Dabei kann ein stabiles soziales Umfeld emotionale Unterstützung bieten und so als wirksamer Puffer gegen Stressbelastung wirken.

Zusammenfassung:

Die enge Verbindung zwischen Stress und Verdauung kann einen Teufelskreis auslösen: Stress verursacht Darmbeschwerden, die wiederum zusätzlichen Stress erzeugen. Ein bewusstes Stressmanagement ist daher nicht nur für die psychische, sondern auch für die körperliche Gesundheit von großer Bedeutung. Wer die Signale des Körpers ernst nimmt und aktiv Gegenmaßnahmen ergreift, kann diesen Kreislauf durchbrechen. Dafür ist aber auch die Geduld nötig, die individuell passende Strategie herauszufinden. Bei anhaltenden Beschwerden gilt jedenfalls: Ärztlichen Rat einholen, um mögliche organische Ursachen abzuklären.

Quellen:

Wie die Psyche die Darmgesundheit beeinflusst, Max-Planck-Gesellschaft, 19. September 2024. The gut-brain connection, Harvard Health Publishing, 18. Juli 2023. The gut-brain axis: interactions between enteric microbiota, central and enteric nervous system, Annals of gastroenterology, 28(2), 203, Carabotti, M., Scirocco, A., Maselli, M.A. & Severi, C. (2015).

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