Die Sommerhitze lässt uns aus jeder Faser schwitzen – und der Körper braucht extra viel Flüssigkeit. Aber welche Getränke bringen uns wirklich gut durch die Hitze – und welche nicht?
Die Sommerhitze lässt uns aus jeder Faser schwitzen – und der Körper braucht extra viel Flüssigkeit. Aber welche Getränke bringen uns wirklich gut durch die Hitze – und welche nicht?
Wenn die Sonne vom Himmel brennt und das Hirn sich wie ein überhitzter Laptop anfühlt, dann schreit der Körper förmlich nach Abkühlung. Kalte Getränke und Eiswürfel-Türme in jedem Glas scheinen die einzig wahre Rettung zu sein. Doch aus ärztlicher Sicht ist davon abzuraten, wie Allgemeinmedizinerin Dr. Alexandra Knauer warnt. „Eisgekühlte Getränke muss der Körper erst auf Betriebstemperatur bringen – und das kostet Energie und schwächt den Verdauungstrakt.“ Letzterer mag es nämlich warm und kuschelig, bei 37 Grad fühlt er sich am wohlsten. Dazu kommt: Eiskalte Getränke lassen uns oft noch mehr schwitzen, weil der Körper versucht, die innere Kälte durch eine verstärkte Durchblutung der Haut auszugleichen und die Temperatur zu stabilisieren. Dadurch kommt es zu einem paradoxen Effekt.
Was also tun?
1. Wasser, Wasser und nochmal Wasser!
„Wasser ist das Einzige, was der Körper braucht,“ sagt Dr. Alexandra Knauer. „Idealerweise greift man zu stillem Mineralwasser ohne Kohlesäure. Damit ist der Körper auch bei starkem Schwitzen – und dem damit einhergehenden Verlust von Kalium, Magnesium und Natrium – mit allem versorgt, was er braucht.“ Oder anders gesagt: Die bunten Elektrolyt-Drinks aus dem Supermarkt sind überflüssig. Mehr noch: „Aus medizinischer Sicht sind diese Getränke ein absolutes No-Go, denn sie enthalten meist zu viel Zucker oder künstliche Süßstoffe. Das gilt auch für Säfte oder Softdrinks: Das alles lässt – vor allem auf nüchternen Magen – den Blutzucker rapide ansteigen und löst eine Insulinausschüttung aus. Muten wir das unserem Körper oft zu, werden wir resistent gegen Insulin und zuckerkrank.“
2. Kleine Helfer für mehr Geschmack
Für alle, die jetzt sagen: „Aber nur Wasser ist auf Dauer fad!“ Stimmt, aber man kann ja kreativ werden und das Ganze aufpeppen. Frische Kräuter wie Minze, Basilikum, Zitronenmelisse im Wasserkrug aromatisieren das Wasser – ganz ohne Zucker. „Wer Zitronen-, Orangen- oder Grapefruitscheiben zugibt, sollte diese unbedingt mit Schale verwenden, da darin wichtige Bitterstoffe stecken“, so Dr. Knauer. „Dabei ist nur wichtig, auf Bio-Qualität zu achten. Auch Beeren im Wasser sind eine gute Aroma-Option, da sie wenig Zucker enthalten.“
Inspiration für geschmacksintensive Wasser-Aroma-Mischungen:
- Minze, Basilikum & Zitrone: Frisch, würzig und belebend!
- Grapefruit & Rosmarin: Rosmarin verleiht dem Wasser eine herbe, leicht holzige Note, die gut mit der zitrusartigen Bitterkeit von Grapefruit harmoniert. Einfach einen Zweig Rosmarin und ein paar Grapefruit-Scheiben ins Wasser geben und mindestens eine Stunde ziehen lassen.
- Zitronenmelisse & Ingwer: Zitronenmelisse sorgt für eine sanfte, zitronige Note, während Ingwer eine angenehme Schärfe und Wärme hinzufügt.
- Thymian & Beeren: Krautig und leicht süß – die Geschmacksnerven lieben's! Vor allem Heidelbeeren und Himbeeren harmonieren gut.
- Salbei & Apfel: Für einen etwas herberen Kick sorgen Salbeiblätter und dünne Apfelscheiben im Wasser.
- Dill & Erdbeeren: Dill im Wasser? Ja, das schmeckt. Zusammen mit Erdbeeren sogar sehr gut, denn es entsteht ein leicht süßliches Aroma. Ein Geheimtipp für alle, die gerne experimentieren.
3. Warme Tees an heißen Tagen
In unseren Breiten mag warmer Tee ungewohnt wirken bei Hitze, aber viele Länder leben die Sache vor: So wird von Nordafrika bis hin zum Nahen Osten und Indien Tee an heißen Tagen serviert. Er erhöht die Körpertemperatur und regt das Schwitzen an, was den Körper wiederum abkühlt – denn die Verdunstung von Schweiß sorgt für einen Cooling-Effekt. Außerdem helfen heiße Getränke dabei, sich besser an die Umgebungstemperatur anzupassen und nicht so stark auf äußere Abkühlung angewiesen zu sein. Einziges Problem: Oft wird der Tee stark gesüßt serviert – darauf lieber verzichten und besser mit Zitrone oder Gewürzen aufpeppen.
Warum nicht mal einen kühlenden Pfefferminztee mit einem Schuss Zitrone zubereiten? Oder einen Lavendeltee? Oder wie in Indien – einen „Masala Chai“, einen Schwarztee mit Gewürzen wie Zimt, Kardamom und Ingwer? (Von Letzterem aber bitte nicht mehr als ein bis zwei Tassen, denn Schwarztee enthält Koffein und das wiederum entzieht dem Körper Flüssigkeit. Mehr dazu weiter unten.)
4. Wieviel trinken bei Hitze? Die Sache mit dem richtigen Maß…
Wie viel Wasser muss man an heißen Tagen trinken, um nicht auszutrocknen? Die Faustregel mit den zwei Litern am Tag ist für Dr. Alexandra Knauer nicht in Stein gemeißelt: „Das hängt von der Außentemperatur, der körperlichen Aktivität und dem individuellen Schwitzverhalten ab.“ Ein guter Indikator ist die Farbe des Urins. „Wenn er dunkelgelb ist, trinkt man zu wenig. Regelmäßiges Wasserlassen mit hellem Urin zeigt, dass der Flüssigkeitshaushalt stimmt.“
5. Die 1-Minuten-Smoothie-Regel
Klar, Früchte-Smoothies enthalten viel Fruchtzucker – und bringen oft den Magen-Darm-Trakt und den Blutzuckerspiegel aus dem Takt. Aber was ist mit Gemüsesmoothies, die nur wenig Obst enthalten? „Ich bin kein großer Fan von Smoothies,“ gibt Dr. Knauer offen zu. Der Grund: „Im Mund beginnt die Verdauung. Wenn ich einen Apfel essen, wird durch das Kauen Speichel produziert, der Enzyme enthält, die den Zucker spalten. Bei einem Smoothie fehlt dieser Prozess.“ Die Folge? „Blähungen, Verdauungsprobleme und ein aus dem Gleichgewicht geratenes Mikrobiom.“ Wer trotzdem nicht auf Smoothies verzichten will, sollte jeden Schluck mindestens eine Minute im Mund behalten – und mal ehrlich, wer schafft das schon?
6. Vorsicht bei Koffein und Alkohol
Ein Eiskaffee bei Sonnenschein. Und der weiße Spritzer auf der Terrasse in heißen Sommernächsten – quasi ein Muss? „Koffein und Alkohol fördern die Harnausscheidung, was bei hohen Temperaturen schnell zu Dehydration führen kann,“ warnt Dr. Knauer. Vor allem Alkohol ist diesbezüglich tückisch: „Er hemmt das antidiuretische Hormon und sorgt dafür, dass der Körper mehr Flüssigkeit ausscheidet.“ Ein Gläschen in Ehren ist völlig okay – aber am besten dazu immer ein Glas Wasser trinken.
Checkliste: Die richtige Flüssigkeitsversorgung im Sommer
- Trinken, BEVOR der Durst kommt: Verspüren wir Durst, ist es schon zu spät. Der Körper hat bereits ein gewisses Level der Austrocknung erreicht, und oft sind Kopfschmerzen und Unwohlsein die Folge. Daher: Alle 20 Minuten ein paar große Schlucke nehmen.
- Wasser natürlich aufpeppen: Frische Kräuter, Zitronenscheiben oder ein paar Beeren verleihen Wasser Geschmack – ohne Zucker!
- Richtige Temperatur: Ideal ist Raumtemperatur. Damit entlasten wir den Körper, der eiskalte Drinks nicht erst wieder im Inneren aufwärmen muss.
Koffein und Alkohol reduzieren: Lieber ein Glas Wasser mehr statt des dritten Eiskaffees oder Aperitifs.
Zur Expertin
Dr. Alexandra Knauer ist Ärztin für Allgemeinmedizin mit eigener Praxis in Wien. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Darmgesundheit, dazu hat sie auch ein Buch geschrieben: „Meine Darmgesundheitskur. Gesunder Darm – gesunder Körper“ (erschienen im Verlagshaus der Ärzte). Mehr Infos: www.dr-knauer.at