Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs nehmen bei den Todesursachen weltweit die Spitzenpositionen ein. Für erstere sind Fettstoffwechselstörungen ein „stiller“, aber brandgefährlicher Risikofaktor.
Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs nehmen bei den Todesursachen weltweit die Spitzenpositionen ein. Für erstere sind Fettstoffwechselstörungen ein „stiller“, aber brandgefährlicher Risikofaktor. Deshalb ist die regelmäßige Kontrolle des Lipidprofils, die auch durch Selbsttests möglich ist, ein wichtiger Faktor für das Monitoring der Herz- und Gefäßgesundheit.
Wenn beim Labortest erhöhte Cholesterinwerte herauskommen, nehmen das die meisten Menschen nicht als Bedrohung wahr, sondern maximal als unverbindliches „Du, Du“ mit erhobenem Zeigefinger. Als Klaps mit Augenzwinkern und der Botschaft, künftig bei der Ernährung auch einmal ein bisschen brav zu sein. Das ist eine fatale Fehleinschätzung, die hauptsächlich daran liegt, dass man die Folgeschäden, die eine Störung im Fettstoffwechsel verursachen, so lange nicht spürt, bis es zu spät ist. Denn diese Folgeschäden heißen Herzinfarkt, Schlaganfall oder periphere arterielle Verschlusskrankheiten.
Es ist darüber hinaus auch ein Irrglaube, man könnte diesen Störungen nur mit einer Umstellung der Ernährung beikommen. Denn etwa 80 Prozent des Cholesterins werden vom Körper selbst gebildet, und nur der verhältnismäßig kleine Rest wird über die Ernährung aufgenommen. Wie wichtig es wäre, diese Gesundheitsbedrohung entsprechend ernst zu nehmen, zeigt eine Schätzung des Universitätsspitals Zürich, wonach im mitteleuropäischen Raum jeder zweite Mensch über 40 Jahre zu hohe Blutfettwerte aufweist.
„Gut“ und „schlecht“ nicht gegenrechnen
Was ist aber nun dieses „Lipidprofil“, das man im Auge behalten sollte? Es setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: Dem Gesamtcholesterin, das alle Cholesterinarten im Blut umfasst und dessen Wert 200 mg/dl nicht übersteigen sollte; dem LDL-Cholesterin, im Volksmund „schlechtes“ Cholesterin genannt, das bei gesunden Menschen ohne Risikofaktoren nicht über 116 mg/dl liegen sollte; das HDL-Cholesterin, als „gutes“ bekannt, dessen Wert 40 mg/dl (Männer) bzw. 50 mg/dl (Frauen) übersteigen sollte; und den Triglyceriden, dem Energielieferanten für Stoffwechselvorgänge, dessen Wert nicht über 150 mg/dl liegen sollte.
Zu den weit verbreiteten Fehleinschätzungen gehört auch die Annahme, man könne das „gute“ mit dem „schlechten“ Cholesterin quasi gegenrechnen. Dem ist nicht so, und viele Expert:innen neigen heute dazu, sich überhaupt nur am LDL-Cholesterin zu orientieren. Davon geht nämlich die größte Gefahr aus, weil ein zu hoher Wert dazu führt, dass sich Ablagerungen an den Gefäßwänden bilden, die bis hin zum Gefäßverschluss führen können. Die Dyslipidämie, wie der zu hohe Lipidspiegel im Fachjargon heißt, kann diverse Ursachen haben, von denen ein ungesunder Lebensstil nur einer ist. Genetische Veranlagung, Erkrankungen, zum Beispiel an Schilddrüse oder Nieren, aber auch gewisse Medikamente können zur Dyslipidämie führen. Und die wiederum verursacht schwere Erkrankungen wie Atherosklerose (Versteifung der Blutgefäßwände samt Fetteinlagerung), Angina pectoris, Herzinfarkt, periphere arterielle Verschlusskrankheiten, Schlaganfall oder Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung).
„Normalwert“ hängt von Risikofaktoren ab
Neben der klassischen Blutuntersuchung beim Arzt gibt es mittlerweile auch Heimtests, die ähnlich funktionieren wie Blutzuckermessgeräte für Diabetiker. Eine kleine Blutprobe wird aus der Fingerkuppe entnommen und auf einen Teststreifen aufgetragen. Ein spezielles Gerät analysiert die Probe und zeigt die Werte an. Solche Tests können das Gesamtcholesterin, LDL, HDL und Triglyceride messen und eine sinnvolle Ergänzung zur Überwachung zwischen den ärztlichen Untersuchungen sein.
Ein Arztbesuch ist unbedingt erforderlich, wenn das Gesamtcholesterin über 240 mg/dl, das LDL über 160 mg/dl, das HDL unter 40/50 mg/dl und die Triglyceride über 200 mg/dl liegen. Wobei eines unbedingt zu berücksichtigen ist: Der „Normalwert“ ist keine fixe Größe, sondern orientiert sich an Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht, wie die Grenzwerte für LDL deutlich zeigen. Liegt der unbedenkliche Wert für gesunde Menschen ohne Risikofaktoren bei 116 mg/dl, sollten Menschen mit Hochrisikofaktor(en) unter 55 mg/dl bleiben.
Zusammenfassung:
Ein regelmäßiger Check des Lipidprofils ist ein wichtiger Schritt zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Denn Störungen im Fettstoffwechsel sind auch deshalb so gefährlich, weil sie sich nur schleichend zeigen und es meist schon zu spät ist, wenn Symptome auftreten, die im schlimmsten Fall (Herzinfarkt, Schlaganfall) auch tödlich sein können. Es ist auch unbedingt erforderlich, der Ursache für die Störung auf den Grund zu gehen, weil die, zum Beispiel bei genetischer Disposition, nicht unbedingt etwas mit dem Lebensstil zu tun haben muss.
Quellen:
Guidelines for the management of dyslipidaemias, von European Society of Cardiology (ESC) und European Atherosclerosis Society (EAS), veröffentlicht in „European Heart Journal“, Jänner 2020. Overview of Cholesterol and Lipid Disorders, Michael H. Davidson, MD und Pallari Pradeep, MD, Universität Chicago, erschienen im „MSD Manual“, Juli 2023. Primäre und sekundäre Fettstoffwechselstörungen, Charité, Universitätsmedizin Berlin. Herz-, Blutdruck- und Cholesterinwerte prüfen, Deutsches Zentrum für Herzkreislaufforschung.